Brennen mit Holz?
Geht das überhaupt? Lassen sich mit Holz so hohe Temperaturen erzielen? Warum nicht Kohle oder Gas? Oder noch einfacher: elektrisch?
Das sind häufig gestellte Fragen nach Dingen, die für mich als Holzbrenner zwar selbstverständlich, aber ansonsten offensichtlich in dieser technisierten Welt weithin unbekannt sind.
Dabei war Holz früher einmal ein ganz selbstverständlicher Brennstoff für Keramik, und dies auch für die hohen Temperaturen, die z.B. für den Brand von Porzellan notwendig sind. Man schätzt, dass Holz seit ungefähr 26 000 Jahren zum Brennen von Keramik verwendet wird.
Seither wurden die verschiedensten Brennöfen und Techniken entwickelt. Ein Beispiel für frühe Ofenbauten (oder besser: Ofen-Grabungen) ist der Anagama (frei übersetzt: Höhlenofen), ein ostasiatischer Ofentyp, der zu Beginn seiner Entwicklung einfach in einen vorhandenen Hügel aus feuerfestem Ton gegraben wurde.
In Ostasien entwickelten sich Kenntnisse und Techniken des Ofenbaus früher als in Europa. Man war schon sehr zeitig in der Lage, hohe Temperaturen von über 1300°C zu erzielen, was – neben den natürlich vorkommenden Rohstoffen – über lange Zeit eine Art Monopol bei der Herstellung von Porzellan zur Folge hatte.
Natürlich wurde später dann auch Kohle als Brennstoff eingesetzt. Allerdings dies wiederum zuerst in China (etwa 10. Jahrhundert), in Europa begann man ungefähr im 17. Jahrhundert damit.
Heutzutage hat Holz gegenüber Kohle für mich zwei entscheidende Vorteile: die Holzasche bildet auf den Töpfen eine wesentlich schönere Anflugglasur und Holz ist ein nachwachsender, klimaneutraler Brennstoff. Als »sauber« können Elektroöfen nur bei oberflächlicher Betrachtungsweise gelten: der Dreck entsteht woanders, nämlich im Kraftwerk. Mein Energieversorger, die e.on | edis, setzt seinen Energiemix aus 14% Kernkraft, 77% fossilen und sonstigen Energieträgern und 9% erneuerbaren Energieträgern zusammen. Mit jeder verbrauchten Kilowattstunde Strom sind 550 g CO 2 Emmissionen verbunden.
Selbstverständlich liegen meine Gründe für die Entscheidung zum Holzbrand nicht nur in der Ästhetik der Oberflächen und der Umweltverträglichkeit, sondern auch in der Faszination, die vom Prozess des Holzbrennens selbst ausgeht. Dass dies keine rückwärtsgewandte, romantisierende Herangehensweise ist, zeigt dies abschließende Zitat von Sasayama Hiroshi: »Wir sollten das Brennen mit Holz als eine neue und weitestgehend unerforschte keramische Methode und nicht als eine traditionelle Methode ansehen… Holzbrand, insbesondere im Anagama, verbreitet sich über die Welt. Diese Verbreitung zeigt das gewachsene Interesse am Holzbrand als einer Erfahrung des Unbekannten und der Suche nach der Qintessenz der Keramik. Wenn diese Suche zu einer noch höheren Ebene der Holzbrandkeramik führt, werden wir das Brennen eines holzbeheizten Ofens nicht länger als traditionelle keramische Technik bezeichnen. So, wie Holzbrandöfen globalisiert sind, wird Japan seine engstirnige Unterscheidung zwischen traditioneller und moderner Keramik abschütteln. Die Vergangenheit ist nicht einfach die Vergangenheit. Sie koexistiert mit der Gegenwart und der Zukunft. Brennen mit Holz ist die Zukunft, der Schlüssel um die Richtung vorauszusagen, in die die Keramik im einundzwanzigsten Jahrhundert gehen wird.«
Hiroshi, Sasayama 1997. Contemporary Woodfiring (S. 299-303) in: Towards a 21 st Century Renaissance in Ceramics, Volume 1, Dohosha, Tokyo