Der Workshop mit Paul Davis

Texte von Christiane Lamberz, Ute Dreist, Markus Böhm

Paul Davis erklärt Ascheglasuren»Paul ist einer der großzügigsten Menschen, die ich kenne: Er geht ebenso verschwenderisch mit seinem Humor um wie mit seinen immensen Kenntnissen. Als jemand, der 7 Jahre in Japan gelebt und gearbeitet hat, hat er von diesen Kenntnissen einen ganz besonderen Schatz. Und als jemand, der international für Workshops sehr gefragt ist, hat er auch einen ganz besonderen Schatz an Geschichten. Er sagt, er habe die 7 Jahre in Japan gebraucht, um wirklich einzutauchen in eine fremde keramische Welt. Und dann habe er die nächsten 7 Jahre darauf verwandt, Japan wieder aus seinem Kopf herauszubekommen, eine eigene Linie zu entwickeln. Und doch: Japan prägt, das Drehen von Sake-Bechern ist Routine, allerdings verwandeln sich die Becher im Australien des 3. Jahrtausends zu Espressotassen... Eine unvergessliche Zeit wollen wir vor der Konferenz in Alt Gaarz organisieren. 5 Tage mit einem Brand, vielen Demonstrationen, Glasurrezepturen, Werkzeugbauanleitungen und noch mehr Geschichten. Unnötig zu sagen, wie sehr ich mich darauf bereits jetzt freue.«

Markus Böhm in der Seminarankündigung

Yuki_to_ishi, Paul Davis

Die Ankündigung im Flyer für den Workshop mit Paul Davis war inhaltlich so zutreffend, dass ich nur ein paar wenige Worte dazu schreiben kann. Sieben TeilnehmerInnen aus Neuseeland, Norwegen, Österreich und Deutschland trafen sich am Freitagabend in Alt Gaarz am Bourry-Box Ofen bei Markus und Ute Böhm. Ich hatte mich von der Werkstatt und Galeriearbeit »freigeschaufelt«, um nach längerer »Holzbrandpause« mal wieder etwas einzutauchen in die Faszination des Holzbrennens.

Völlig uneitel mit einer wunderbaren Ruhe aber auch Ernsthaftigkeit hatte sich Paul Davis auf unser Kommen vorbereitet. Diese positive Atmosphäre erfasste uns alle, ein Teil der KollegInnen kannte sich. Freitagabend war „Erzählabend“ mit Vorstellung von Pauls Arbeiten am Computer. Spannend seine Geschichten von seinem »Keramikerleben« in Australien auch mit Jacqueline Clayton und natürlich die wichtigen Erfahrungen der sieben Jahre in Japan in seiner Töpferfamilie. Sonnabend früh ging es dann ans Praktische. Glasieren der mitgebrachten Gefäße, einräumen und immer wieder Tipps, Anregungen und Vorführungen vom »Lehrer« Paul Davis. Fünf verschiedene Glasuren (u. a. Shino) hatte Paul angerührt. Wir haben später auch seine Glasurrezepte dazu bekommen. Bis zum Abend war der Ofen dann eingeräumt und wurde mit einem Gasbrenner vorgeheizt bis zum »richtigen« Holzbrennen am Sonntagmorgen ab ca. 5.00 Uhr. Dann wurde es spannend beim Ofenbrennen. Jeder »durfte« mal ran… War aber auch viel Zeit zum Entspannen, Rauch beobachten, zum Fachsimpeln und dabei Tee oder Kaffee schlürfen oder mal kurz in der Müritz zu schwimmen. Das allerdings früh vor dem Frühstück. Nach dem verwöhnten heißen Julisommer war es aber doch schon recht kalt im Wasser! Immer wieder gab es Erklärungen zum Brennvorgang von Paul Davis mündlich oder anhand von Skizzen. Oder: Wie stelle ich z.B. eine Holzascheglasur richtig her? Sein großes Bemühen war, den Bourry Box Ofen von Markus Böhm reduzierend zu brennen und völlig ohne Salz. Das war aber nicht wirklich möglich, weil Markus den Ofen für seine Arbeiten als Salzbrandofen nutzt. So war Restsalz natürlich abgelagert in den Ofensteinen. Ein weiteres Problem war beim Reduzieren der große Schornstein und die nicht ganz dicht zu bekommenen Öffnungen des Ofens. Brandende war nach ca.16 Stunden.

Abends gab es Fachfilme: sehr interessant der Film über den Bau des Ofens in Alt Gaarz ein Jahr zuvor 2009. Eine internationale Holzbrennertruppe hatte sich eingefunden, um gemeinsam diesen Ofen zu bauen und anschließend zu brennen. Interessant ebenfalls der Film der Norwegerin Gro Suvatne Augland über den Bau ihres Anagamaofens. Gut gegessen gemeinsam im rundum Kochvergnügen haben wir natürlich auch.

Paul Davis an der Scheibe

Der »Abkühlmontag« wurde ein »japanischer« Vordrehtag von und mit Paul. Wir waren alle wie gebannt über seine verinnerlichte japanische Drehweise. Nachdem ich mit verschiedenen Hilfsschienen gegen »S-Risse« eine Schale vom Hubel bearbeiten durfte und dann auch noch mit dem »einseitigen« Abziehdraht den Drehvorgang mit Erfolg beenden konnte war ich überglücklich. Leider war meine Workshopzeit damit zu Ende und über die Ofenausräumung mit den Ergebnissen am Dienstag muss ein anderer Kollege berichten. Die eigentliche Holzbrandkonferenz mit den ca. 250 Teilnehmern an dem sich anschließendem Wochenende in Bröllin war für mich persönlich eine positive Ergänzung zum Workshop. Ohne diese Erfahrung und dieses Eintauchen wäre auch die anschließende Holzbrandausstellung in der Galerie Klosterformat in Rostock, die noch bis zum 06. November als Nachlese lief, den Besuchern nicht so gut vermittelbar gewesen.

Infos dazu unter www.klosterformat.de.

Ute Dreist zum Resultat:

Da es unmöglich war, Markus`Ofen (welcher sonst zum Salzen genutzt wird und am Riesenschornstein des großen Salzofens mitdranhängt) zum Reduzieren zu überreden, fehlte den Glasuren die Reduktion. (Paul war ganz fasziniert, dass der Ofen über längere Phasen eine neutrale Atmosphäre hatte. Er lehrte uns, woran dies in der bourry box eindeutig sichtbar und auch hörbar sei!) Die Chunglasur ist aber recht schön geworden. Den Shinos fehlte das Rot…, die Ergebnisse schienen mir beim Öffnen etwas farblos – aber einzeln betrachtet gab es schönes Grau.

Markus Böhm zur Reduktion

Ich hatte mir schon gedacht, dass die Aussage, man könne mit dem Ofen nicht reduzierend brennen, wohl auf Kommunikationsprobleme zurückzuführen gewesen sein müsste und habe Paul einfach angerufen und gefragt, wie das denn nun genau sei. Schließlich kann ich mit dem Ofen auch schönes Kupferrot erzeugen – ohne Reduktion nicht möglich. Es ist wohl etwas komplizierter. Reduktion kann durch Kohlenstoff oder Kohlenmonoxid erzeugt werden, wobei für Glasuren die Methode mit dem Kohlenmonoxid effizienter ist, da dies viel reaktionsfreudiger den Glasuren den Sauerstoff entreist. Das passiert, wenn die Bourry-Box sich anhört wie eine Dampf­lok und trotzdem keinen schwarzen Rauch ausstößt. Denn dieser schwarze Rauch ist dann die Reduktion durch Kohlenstoffpartikel, die auch in Scherben und/oder Glasur eingelagert werden können (siehe Artikel von Wolf Matthes im Heft). Und genau diese Reduktion ist es, die Paul als Vorraussetzung für die Rotfärbungen beim Abkühlen für wesentlich hält. In der Tat ist schwarzer Rauch mit der Bourry-Box nicht einfach zu erzeugen, weshalb es noch die Seitenfeuerung in der Brennkammer selbst gibt, und die erfüllt diesen Zweck in der Tat sehr effizient. Allerdings vermied es Paul, diese zu benutzen, weil er möglichst wenig Holzasche auf den Glasierten Töpfen haben wollte. Tatsächlich spiegelt sich in den Resultaten des Brandes Pauls Auffassung zum Holzbrand wider: gedämpfte Farben, leise Oberflächen, die aber Tiefe haben und deren Lebendigkeit sich dem aufmerksamen Betrachter erschließt.

www.pauldavis.woodfire.net