M. Bachmann über "Tee, Ikebana und mehr..."

teekeramik

Martha Bachmann, Zürich, http://www.ikebana-creative.ch

Die Ausschreibung von »Tee, Ikebana und mehr ...« hat meine Aufmerksamkeit sofort geweckt. Durch mein Interesse für, und Freude an Keramik habe ich vor vielen Jahren zu Ikebana gefunden und durch Ikebana bin ich Japan und seiner Kultur sehr verbunden. Obwohl ich realisierte, dass dieses Seminar besonders an Keramikerinnen und Keramiker gerichtet war, um diese aus erster Hand in die Geheimnisse der Tee- und Ikebana-Keramik einzuweihen, entschloß ich mich früh für die Teilnahme. Ich war sowieso in Potsdam und konnte diese »Auszeit« gut verbinden.

Einen hochgradigen Stempel wurde dem Seminar durch die drei Leiter gegeben. Marc Lancet ist bekannter Keramikkünstler und - Lehrer aus den USA, der Japan gut kennt und die dort praktizierte Brennweise im Holzofen zusammen mit Masakazu Kusakabe in einem spannenden Buch veröffentlicht hat. Ulrich Haas ist in Japan ausgebildeter Teemeister und Zen-Priester, er steht der Urasenke-Stiftung Freiburg vor, unterrichtet und/oder zeigt die Teezeremonie an öffentlichen oder privaten Veranstaltungen. Nicolaus Peters ist ein junger dynamischer Meisterflorist und Ikebanameister der Sogetsu-Schule.

Die kleine Gruppe von neun TeilnehmerInnen fand rasch zusammen. Ein reger Austausch zwischen den verschiedenen Ausrichtungen Keramik, Teezeremonie und Ikebana stellte sich ein. Der Schwerpunkt des ersten Tages war Keramik. »Welche Kriterien sind wichtig beim Formen der verschiedenen Gefäße, bestimmt für die Teezeremonie: die Teeschale, das Kaltwassergefäß, der Pulverteebehälter und die Blumenvase«. In der jahrhundertealten Tradition dieser japanischen Kunst spielt die Funktion des Gefäßes eine große Rolle, doch die Ästhetik, die Schönheit und Ausstrahlung, das Sichtbarwerden des Entstehungsprozesses sind im fernöstlichen Kunstverständnis nicht wegzudenken. So hat z.B. der Fuß einer Tee- schale eine sehr wichtige Stellung für die Funktion, die Struktur jedoch, die Glasur oder zufällige Unebenheiten in der Hand des Gastes oder des Teemeisters können Gefühle der Freude, der Wertschätzung, des Genießens hervor rufen. Das gemeinsame Teetrinken ist deshalb in Japan das Teilen besinnlicher, stiller Momente in großer Wertschätzung des oder der KünstlerInnen, des Gastgebers und des Ortes mit seiner Umgebung in der Natur.

Marc Lancet demonstrierte uns die Aufbautechnik aller vier für die Teezeremonie benötigten Gefäße auf der Scheibe. Am Folgetag konnte jederTeilnehmer dann zweiTeeschalen abdrehen, um den so wichtigen Fuß der Schale selber zu erspüren und erproben.

Am Abend hörten wir von Ulrich Haas eine generelle Einführung in dieTeezeremonie. Am Morgen des 2.Tages durften wir den zeremoniell schaumig geschlagenen grünen Tee aus unseren mitgebrachten Schalen genießen. Danach erklärte Ulrich Haas die Vor- und Nachteile jeder unserer Schalen sowie seiner Teeutensilien, welche teils eine lange, ungewöhnliche Geschichte haben. Danach gab es eine lange und angeregte Besprechung.

Am dritten Tag führte uns Nicolaus Peters in die Geheimnisse von Ikebana – der japanischen Blumenkunst – ein, mit einer einfachen Grundform und zwei modernen, freien Stilen. Das Wetter war prächtig und wir konnten im Freien arbeiten. Learning by doing arrangierte dann jede/jeder die "Geneigte Grundform" mit drei Zweigen und unterschiedlichen Sommerblumen, korrigiert und besprochen vom Meister.

Nach jedem der drei Teile folgte eine intensive Diskussion.Was sind die Wünsche und Bedürfnisse des Teemeisters oder der Ikebana-Schaffenden? Wo könnte sich Zusammenarbeit ergeben und/oder kleine »Marktlücken« vom Keramiker entdeckt werden? Alle realisieren, dass Zusammenarbeit sehr erstrebenswert ist, andererseits aber gute Absprache und Bereitschaft für gegenseitigen Wissensaus- tausch notwendig sind. Seitens der Keramiker muss eine Zusatz- oder Neuausrichtung auf Tee- und/oder Ikebana-Keramik ins bestehende Angebot passen und die Neugier muss vorhanden sein, neue Ufer anzusteuern. Das Segment ist sehr interessant, aber eher klein.

Wie ich mir vorgestellt hatte, ist Alt Gaarz abseits der Hektik, das Haus und die Keramikwerkstatt von Markus liegen wunderschön im Grünen, »sein« See ist in ein paar Minuten erreichbar und ladet zum Bade. Der Garten mit vielen Büschen, Obstbäumen, etwas Gemüse und Kräuter bietet viel Raum.

Der Ablauf des Tages war ein Miteinander, der Menüplan und die Einkäufe wurden abgesprochen, die Kosten am Schluß umgeschlagen. Das Kochen wurde gruppenweise übernommen und die Vor- und Nacharbeiten an Freiwillige delegiert. Eine sehr sinnvolle und gut funktionierende Art, unkompliziert und kostengünstig gemeinsame Lernzeit zu verbringen. Die drei Tage waren für mich sehr anregend. Austausch gemeinsamer Interessen, kennenlernen von Neuem und Treffen von offenen, interessanten Menschen, die sich künstlerisch betätigen.

Ich möchte den leitenden Herren nochmals ganz herzlich danken für den sehr vielseitigen, interessanten Kurs. Dem kalkspatz gebührt ein Kompliment für das Angebot. Und an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein herzlicher Gruß und Dank für die Inputs und das Beisammensein.